Seid ihr auf der Suche nach einem natürlichen Bodenbelag für euer Wohnzimmer? Das Angebot ist vielfältig und Geschmacksache. Holzböden sind mit am gängigsten. Eine Alternative sind Bambusböden. Alle haben Vor- und Nachteile – für die Umwelt, aber auch für eure Gesundheit.
Als Kinder haben wir auf dem Parkett Hüpfspiele gemacht, ohne an Raumklima und Schadstoffe zu denken. Wir mochten sie, denn Holzböden sind fußwarm und laden sich nicht statisch auf. Am ökologischsten sind Holzböden aus heimischen Holzarten wie Eiche, Fichte, Kiefer und Buche aus nachhaltiger Forstwirtschaft mit Gütesiegel, erklärt René Görnhardt, Baustoffexperte der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe im schleswig-holsteinischen Gülzow. „Bei der Verarbeitung ist allerdings auf die richtige Beschichtung zu achten, um die natürlichen Eigenschaften des Materials nicht zu beeinflussen.“ Öle und Wachse sorgen dafür, dass das Holz „atmet“ und die Luftfeuchtigkeit im Raum mitreguliert.
Wird das Parkett verklebt, braucht man einen unbedenklichen Fußboden-und Dispersionskleber auf Basis von Naturharzen. Bei Ökotest findet man unbedenkliche Fabrikate. Steht auf der Verpackung „Ohne Lösemittel“ sei das allein kein ausreichendes Qualitätskriterium. Auch ältere Parkettkleber aus den 1950er bis 1970er Jahren können gesundheitsschädliche Schadstoffe freisetzen. Sie sollten von Fachleuten analysiert und gegebenenfalls saniert und komplett entfernt werden.
Lange Lebensdauer für Holzböden
Holzböden wie Massiv- und Mehrschichtparkett und Holzdielen haben eine lange Lebensdauer. Die Umwelt-Produktdeklaration EPD (Environmental Product Declaration) des Berliner Instituts für Bauen und Umwelt, auf deren Grundlage Architekten und Planer Gebäude ganzheitlich planen und bewerten können, geht von 40 Jahren aus. Schließlich können Holzböden mehrfach abgeschliffen und neu behandelt werden, wie oft hängt von der Stärke der Holzschicht ab.
Klickparkett oder Fertigparkett, ist preisgünstiger als ein Parkettboden aus Massivholz. Zwar kann man es selbst verlegen. Weil die Holzschicht auf einer Trägerplatte befestigt wird, ist sie aber meistens zu dünn zum Abschleifen. Ein Massivholzboden hält deshalb deutlich länger.
Laminat als preisgünstige Alternative
Eine preisgünstige Alternative zu Parkett ist Laminat. Statt Holz wird hier jedoch Dekorpapier auf hochverdichtete Faserplatten aufgebracht und mit einer Kunstharzschicht versiegelt. Teils werden Holzfasern eingearbeitet, damit das Ergebnis echtem Holz ähnelt. Laut der Umwelt-Produktdeklaration hält Laminat 20 Jahre. Kratzer und Dellen lassen sich nicht reparieren, gegebenenfalls muss der Boden ausgetauscht werden, wenn er zu viele Macken hat.
Bei Schadstoffprüfungen von Ökotest im Jahr 2016 schnitten Laminatböden gut ab. Allerdings lädt sich die Oberfläche häufig elektrisch auf, was das Raumklima beeinträchtigt. Da Laminat recht hart und damit laut ist, wird beim Verlegen eine Trittschalldämmung empfohlen. Für Bad und Keller ist Laminat nicht geeignet, weil das Material bei andauernder Feuchtigkeit und stehendem Wasser aufquillt.
„Bambus braucht wenig Wasser und Nährstoffe und ist daher recht nachhaltig“
René Görnhardt, Baustoffexperte
Eine Alternative zu Holz- sind Bambusböden. Bambusparkett, -dielen und -klickparkett ist robust und langlebig. Das Riesengras aus Fernost ist härter als Eiche und kommt daher ohne Oberflächenbehandlung aus. „Prinzipiell ist Bambus vom Anbau her recht nachhaltig, es braucht wenig Wasser und Nährstoffe und kann ohne Pestizide in kleinbäuerlichen Strukturen angebaut werden“, erklärt Baustoffexperte René Görnhardt. „Weil Bambus kein Holz sondern ein Gras ist, greifen die Zertifizierungen nach FSC und PEFC nicht, es gibt dennoch vereinzelt Produkte mit dem FSC-Siegel.“
Die Ökobilanz von Bambus ist aber deutlich schlechter als bei heimischem Holz, wenn er aus China importiert wird. Bambusböden sorgen für ein gutes Raumklima, sie nehmen viel Feuchtigkeit auf und sind damit für Küche und Bad geeignet. Ist die Raumtemperatur sehr hoch und die Luftfeuchtigkeit liegt unter 50 Prozent kann Bambus leicht Risse und Fugen bilden. Daher ist es auch für Fußbodenheizung nur bedingt geeignet.
Erschienen in: Natur 4/21. Fotos: unsplash.com