Wer die Wahl hat… Naturstein, Keramik oder Terrakotta? Linoleum, oder Kork? Ein Teppichboden aus Naturfasern der gar Beton? Natürliche Bodenbeläge sorgen für ein behagliches Wohngefühl und ein gutes Raumklima. Was sind die Unterschiede? Und worauf sollte man beim Kauf achten?
Zu den warmen, natürlichen und biologisch abbaubaren Bodenbelägen gehört Linoleum. Es besteht aus Leinöl, Naturharzen, Kork- oder Holzmehl, Kalksteinmehl, mineralischen Füllstoffen und natürlichen Farbstoffen auf Jutegewebe. Linoleum hemmt das Wachstum von Bakterien. Außerdem ist es antistatisch, schwer entflammbar, robust, langlebig und pflegeleicht.
Im Gegensatz zu Vinyl- und Designböden enthält Linoleum weder Weichmacher noch Schadstoffe. Häufig ist die Oberfläche aber schon ab Werk mit PVC, Vinyl oder Polyurethan gegen Feuchtigkeit und Schmutz versiegelt. Die Europäische Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene (EGGBI) rät deshalb von versiegeltem Linoleum ab, weil damit fast alle positiven Eigenschaften verloren gehen. Besser soll man sie nach dem Verlegen wachsen. Beim Einbau sind Naturharzkleber empfehlenswert. Linoleumböden lassen sich auch gut mit Fußbodenheizungen kombinieren.
Korböden aus Granulat der Korkeichenrinde
Neben Linoleum ist auch Kork ein natürlicher und elastischer Bodenbelag. Es hat eine gute Schalldämmung, ist antistatisch und für Allergiker geeignet. Korkböden werden aus einem Granulat aus den Rinden der Korkeiche hergestellt und mit natürlichen oder synthetischen Bindemitteln vermischt. Es gibt sie mit natürlicher, gewachster, geölter oder versiegelter Oberfläche. Die Böden am besten mit Ölen oder Wachsen selbst behandeln. Beim Kauf auf das Kork-Logo, das Gütesiegel des Deutschen Korkverbands, achten. Diese Böden enthalten weder Flammschutzmittel noch Pestizide und müssen strenge Grenzen für Schadstoffe einhalten, und die Korkschicht ist mindestens 2,5 Millimeter dick.
Designböden mit Umweltzeichen
Seit den 1960er Jahren lösen Vinyl- und Designböden die umweltfreundlichen Linoleumböden peu à peu ab. Was schick klingt, ist meistens aus PVC (Polyvinylchlorid) und schädlich für Natur und Umwelt. Bei Ökotest fiel der Großteil der PVC-Böden durch. In jedem zweiten PVC-Belag fanden die Tester schädliche Weichmacher, die im Verdacht stehen, hormonell wirksam zu sein. Außerdem können bei der Herstellung giftige Substanzen in die Umwelt gelangen. PVC baut sich nicht in der Natur ab. Beim Verbrennen können giftige Gase entstehen. Im Handel gibt’s jedoch vereinzelt hochwertige sogenannte Designböden mit den Umweltzeichen Blauer Engel und Laminat mit FSC-Zertifikat. Die Nutzungsdauer von PVC-Böden beträgt laut Umweltkennzeichen EPD 20 Jahre.
Hochwertige Teppichböden aus Naturfasern
Teppichböden werden heute hochwertig und aus Naturfasern wie Wolle, Ziegenhaar, Sisal und Kokos hergestellt. Auch der Teppichrücken sollte am besten aus Naturlatex sein. Das EPD-Umweltzeichen geht bei Naturteppichböden von einer Nutzungsdauer von zehn Jahren aus. Wolle ist die beliebteste Naturfaser auf dem Teppichmarkt. Sie ist weich, wirkt schall- und wärmedämmend und schmutzabweisend. Außerdem reguliert sie das Raumklima, weil sie bis zu einem Drittel ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen kann. Ziegenhaarteppiche haben die gleichen positiven Eigenschaften. Ziegenhaare werden jedoch auch mit anderen Tierhaaren oder Kunstfasern gemischt.
Aus Teppichklebern können Formaldehyde entweichen. Der Mottenschutz, mit dem viele Teppiche ausgestattet werden, ist ebenfalls schädlich. Die gemeinnützige Bremer Umweltberatung hält ihn für nicht notwendig. Daher auf Hersteller achten, die unbehandelte Teppichböden anbieten.
Robust und antistatisch sind auch Sisal- und Kokosböden, sie vertragen aber keine Feuchtigkeit. Produkte aus Asien enthalten laut einer Studie der Europäischen Gesellschaft für gesundes Bauen und Innenraumhygiene häufig Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Diese Stoffe können durch den Teppichabrieb in die Luft gelangen und werden dann eingeatmet.
Langlebige Keramik- oder Terrakottafliesen
Wer einen Bodenbelag sucht, der besonders langlebig und pflegeleicht ist, sollte sich nach Keramik- oder Terrakottafliesen aus Ton, Quarz oder Feldspat und Kaolin umschauen. Laut EPD halten sie 50 Jahre. Die meisten sind schadstofffrei und dünsten keine umwelt- und gesundheitsbedenklichen Stoffe aus. Glasierte Fliesen sind robuster und strapazierfähig. Geölt oder gewachst regulieren sie das Raumklima. Ihre Wärmeleitfähigkeit macht sie auch ideal für Fußbodenheizungen. Fugenmasse und Fliesenkleber sollten zertifiziert sein, denn Produkte ohne Zertifikat können die Raumluft mit flüchtigen organischen Verbindungen belasten. Relativ neu im Handel sind recycelte Fliesen aus Bauschutt.
Großstadtfeeling mit Betonböden
Einst Lieblingsmaterial von Architekten, sieht man in Großstadtlofts jetzt häufiger Betonböden. Das Gemisch aus Sand, Wasser, Kies und Zement sollte eigentlich umweltfreundlich sein. Beton hat jedoch eine schlechte Ökobilanz, die Zementherstellung verursacht hohe CO2-Emissionen. Zwar hält der Boden rund 50 Jahre, damit er pflegeleicht wird, braucht der harte, robuste Beton aber eine Oberflächenbehandlung. Öle und Wachse sind dafür besser als Lacke auf Kunstharzbasis geeignet. Letztere können schädliche Stoffe in die Raumluft abgeben.
Edle Natursteinböden für gutes Raumklima
Neben Holz- mag ich am liebsten Natursteinböden. Als Kinder spielten wir auf dem schwarzen Schieferboden bei Verwandten mit dem Hund. Allerdings will heute kaum noch jemand auf eine Fußbodenheizung für die kalten Steinböden aus Schiefer, Travertin, Marmor, Kalkstein, Granit oder Quarzit verzichten. Unversiegelt sorgen Steinböden für ein gutes Raumklima. Sie sind jedoch schmutzanfällig und nicht wasserfest, eine Imprägnierung kann helfen. Versiegeln sollte man das kostbare Material nicht, eine Kunstharzschicht macht die positiven Eigenschaften des Steins zunichte. Steinböden können abgeschliffen werden und halten so mindestens 50 Jahre.
Der Schieferboden bei meinen Verwandten hält schon länger. Ich bin mittlerweile erwachsen und spiele keine Hüpfspiele mehr auf dem Parkett. Die Vorliebe für Holzböden ist jedoch geblieben. Nach einem kurzen Flirt mit Klickparkett lebe ich heute auf einem Parkett aus Eichenholz.
Erschienen in: Natur 4/21. Fotos: unsplash.com